Korallenfeuer by Isabel Beto

Korallenfeuer by Isabel Beto

Autor:Isabel Beto [Beto, Isabel]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783499267222
Google: pRuZAgAAQBAJ
Amazon: 3499267225
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2014-03-31T22:00:00+00:00


3.

Noëlle war todmüde, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Ermattet hatte sie sich auf dem harten Boden ausgestreckt und die Arme unter dem Kopf gekreuzt, dankbar, dass es ihr wieder möglich war, sich zu bewegen. Auch für etwas zu essen hatte Monsieur Carnot gesorgt. Mehr als ein paar Bissen des Maniokbrotes hatte sie jedoch nicht herunterbekommen, obwohl ihr Magen unangenehm knurrte. Selbst das Trinken hatte ihr Mühe bereitet, trotz ihres Durstes.

Sie versuchte sich ins Meer zu träumen. In Hugos tröstende Arme. Nein, in Thierry Carnots Arme. Sie stellte sich vor, wie sie an seiner Seite durch die buntschillernden Tiefen schwamm und ihm all die Wunder zeigte. Ihre Insel. Ihr Mahé. Sie war doch Noëlle, zur Hälfte eine weiße Frau. Eine halbe Britin gewissermaßen, aber das wusste er ja, und er hatte nie angedeutet, dass ihn dieser Umstand störte. Nun, niemand tat das; sie war nur Noëlle, die Sklavin, die schwarze Frau mit zu viel Milch im Kaffee.

Hör doch auf zu grübeln, ermahnte sie sich. Träum lieber weiter.

Er war nebenan bei Hugo und Tortue gewesen; sie hatte seine Stimme gehört. Und die eines anderen Mannes, der offenbar, dem Geschirrklappern nach zu urteilen, die beiden Gefangenen mit Essen versorgt hatte. Dann war Carnot seines Weges gegangen. Zum Gouverneur. Aber was konnte er dort erreichen? Jean-Baptiste Quéau de Quinssy handelte immer zum Wohl der Kolonie. Immer. Und zum Wohle der Kolonie mussten Sklaven leben und arbeiten. Und sterben.

Hör auf …

Träum weiter …

Die Bilder nahmen ihr die Angst. Es war ähnlich, wie sich im Anblick der Muster zu verlieren, welche die Nadeln an Hugos Magneten oder die Spielkarten bildeten. Sie sah sich am Strand, wohlig ermattet vom Schwimmen und Tauchen und Herumtollen. Drüben auf Saint Anne, wo niemand sie stören würde. Thierry ließ sich neben ihr in den Sand fallen, streckte alle viere von sich und blickte mit einem glückseligen Lächeln in den Himmel, den kein Wölkchen trübte. Sie betrachtete seine heftig atmende Brust. Die Bräune seiner Glieder, die Muskeln, Sehnen und Narben. Die eintätowierten Bilder. Die Tropfen, die über seine Haut rannen, die Sandkörner und die Härchen auf seinen Unterarmen, weiß vom Salz.

Wenn er über seinen Büchern saß, das Gesicht angespannt und müde, war er der gelehrte Chirurg; doch wenn sie wie jetzt seinen hochgewachsenen, schmalen Körper in seiner Gänze betrachten konnte und dazu den spöttischen, manchmal sogar fröhlichen Ausdruck seiner Augen genießen durfte, dann war er der Korsar, und sie konnte den Traum weitertreiben, hinaus auf ein Schiffsdeck, hinein in ein Gefecht. Sie musste sich nicht fürchten, denn der Traum machte sie beide unverwundbar.

Thierry rollte sich herum, griff nach ihr und zog sie zu sich hinunter. An seiner Seite streckte sie sich aus. Sein Gesicht war ganz nah. Seine Lippen öffneten sich. Es war ein Traum, und so störte sie keine Erinnerung an das, was Poupinel mit ihr getan hatte. Bei ihm war alles gut und richtig. Thierry strich ihr über die Schläfe, die Wange, berührte mit dem Zeigefinger ihren Mund. Sie öffnete die Lippen, umschloss seinen Finger und lutschte daran. Woher



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